Freiheitsgefühl Backcountry-Skifahren: So ist man sicher auf der Off-Piste unterwegs

1. September 2018 - SnowTrex

Das Fahren im Tiefschnee abseits der präparierten Pisten fasziniert viele Wintersportler. Denn mit ihm verbinden sie unberührtes Gelände, weichen Schnee, ein großes Freiheitsgefühl und ein intensiveres Naturerlebnis. Doch das Fahren auf der Off-Piste ist auch risikoreicher. Wer im Gelände Ski fahren möchte, muss daher die Gefahren unbedingt kennen und sich sehr gut vorbereiten. SnowTrex zeigt, wie sicheres Fahren auf der Off-Piste möglich ist.

Wo die Pisten aufhören fängt für viele der Spaß erst richtig an.


Präparierte Piste, Skiroute, Off-Piste: Das sind die Unterschiede im Gelände

„Freeriding“ steht für den Wintersport abseits der präparierten Pisten. Eine präparierte Piste ist frei von den typischen Gefahren der Berge. Sie ist lawinengeschützt, auf den Pisten sind weder Bäum noch Felsen und die Breite ist gesetzlich definiert. Das macht das Skifahren sicherer und einfacher, in gewisser Hinsicht aber auch künstlicher. Genau deshalb suchen immer mehr Wintersportler für ein naturnahes Erlebnis den Weg abseits dieser Pisten. Besonders attraktiv macht das Fahren im Gelände auch der weiche Tiefschnee, der häufiger auf unberührten Routen liegt.

Weichen Neuschnee unter den Brettern zu spüren, ist für viele Wintersportler das absolute Highlight des Skiurlaubs.

Im englischen Sprachraum unterscheidet man beim Fahren jenseits der präparierten Pisten zwischen verschiedenen Geländen:

  • Frontcountry ist zwar im Gelände, aber noch innerhalb eines Skigebiets, nahe an Rettungsdiensten und man kann mit einem Skilift den Berg hinauf fahren.
  • Slackcountry bezeichnet ein Gelände außerhalb des Skigebiets, das aber immer noch durch Lifte oder Autos leicht zugänglich ist.
  • Sidecountry steht für eine Piste außerhalb des Skigebiets, die noch per Lift erreicht werden kann. Allerdings müssen Skifahrer anschließend den Weg zur Spitze selbst erklimmen.
  • Backcountry ist für Puristen das einzig wahre Tiefschnee-Erlebnis, da diese Routen weitab vom Skigelände liegen und nicht per Auto oder Lift zugänglich sind.

Im Alpenraum orientiert sich die Definition eher an der Art des Terrains. So gibt es für die unterschiedlichen Gelände die Bezeichnungen „Skirouten“ und „freier Skiraum“ oder „Off-Pisten“. Skirouten sind markiert und auch gesichert, allerdings nicht im klassischen Sinne präpariert. Auch werden sie nur gelegentlich kontrolliert. Wintersportler erkennen sie an den gelben oder roten Markierungstafeln.

In fast jedem Skigebiet gibt es Skirouten. Diese sind auch auf dem Pistenplan eingezeichnet.

Die Breite der Skirouten kann je nach Land variieren. In Österreich geht die Skiroute zum Beispiel 15 Meter links und 15 Meter rechts von der Markierung, ist also insgesamt 30 Meter breit. Sobald man diesen Breitenradius verlässt, befindet man sich im freien Gelände.

Das freie Gelände, freier Skiraum oder auch die Off-Piste hat gar keine Markierungen, ist weder präpariert noch wird sie kontrolliert. Jeder Wintersportler betritt die Off-Pisten auf eigene Gefahr. Oft finden sich Schilder, die vor fehlenden Markierungen warnen oder Hinweise auf Lawinengefahren. Das kann zum Beispiel ein Schild mit einer Lawinenhand oder ein Blinklicht sein.

Man sollte grundsätzlich unbedingt auf Warnhinweise achten.

Für Anfänger ist das Fahren im Gelände zu gefährlich, da das Freeriding sowohl körperlich als auch technisch eine große Herausforderung ist. Heißt das wiederum, dass fortgeschrittene Skifahrer auf jede Off-Piste dürfen? Theoretisch können Wintersportler mit entsprechendem Können und Geländewissen – beim freien Skiraum sollten es sehr fortgeschrittene Skifahrer sein – all diese Routen befahren. Doch Vorsicht! In der Praxis ist nicht jede abseitige Piste für das Skifahren im Gelände zugelassen: Es gibt auch verbotene Routen wie etwa Lawinensperrgebiete oder Naturschutzgebiete. Hier ist entweder die Lawinengefahr zu hoch oder man würde die Natur empfindlich stören.

Grundsätzlich gilt: Auf abgesperrten oder verbotenen Gebieten ist Freeriding tabu, egal wie gut man Ski fährt. Jedes Skigebiet hat andere Regelungen, deshalb sollte man sich hier vorab gründlich informieren.

In Italien war zum Beispiel das Freeriding bis vor Kurzem gänzlich verboten, auch wenn sich dies durch die Beliebtheit des Sports langsam in einigen Gebieten ändert.

Abseits der Piste: Faszination Tiefschnee und Off-Piste

Das Skifahren auf der Off-Piste entwickelt sich zunehmend zu einer eigenen Disziplin. Das Freeriding hat seine eigene, eingeschworene Fangemeinde. Es gibt spezielle Magazine, Apps und Internetforen, die sich allein dem Skifahren im Gelände widmen.

Die Begeisterung für das Skifahren abseits der präparierten Pisten ist leicht nachvollziehbar. Die Kombination aus weichem, unberührtem Schnee, durch den man geradezu fliegt, das Gefühl der Freiheit sowie das naturnahe Erlebnis fernab von vollen Pisten ziehen viele Wintersportler in ihren Bann. Nicht zuletzt der einfache Zugang zu Informationen im Internet sowie eine immer bessere Ausrüstung haben dem Off-Piste-Fahren zu einem Boom verholfen. Verkäufer der Tiefschnee-Ausrüstung verzeichnen in diesem Bereich zum Teil einen Verkaufsanstieg von 43 Prozent.

Freeriden hat sich im Laufe der Jahre immer größerer Beliebtheit erfreut.

Doch so beliebt das Fahren im Tiefschnee auch ist, es kommt mit einem erhöhten Risiko einher. Wer fernab der vorbereiteten Pisten fährt, ist weiter entfernt von Rettungsdiensten und möglicherweise näher an Lawinen. Hinzu kommt, dass viele Skifahrer sich durch die gute Ausrüstung in falscher Sicherheit wiegen. Sie überschätzen sich, wagen sich in unbekanntes Gelände und begeben sich so öfter in Gefahr als auf der klassischen Skipiste.

Ohne Vorbereitung fährt man nicht Off-Piste

Das alles bedeutet nicht, dass man das Tiefschneefahren nicht ausprobieren kann. Doch sollte sich jeder Wintersportler jederzeit über die Gefahren bewusst sein und sich entsprechend vorbereiten. Eine gute Vorbereitung zum Fahren abseits der Pisten beinhaltet folgende vier Grundregeln:

  1. Das Gelände kennen
  2. Sich vorab über die Lawinenlage informieren
  3. Lawinensicherheitsausrüstung mitnehmen
  4. Nie alleine fahren

Das Gelände der Off-Piste kennen

Die erste Regel ist immer: Man sollte sich nie in ein Gebiet wagen, über das man sich vorher nicht informiert hat. Denn sobald man sich abseits der Piste bewegt, ist man auch außerhalb der üblichen Sicherheitsstrukturen und auf sich alleine gestellt. Wer die Route nicht kennt, kann sich sehr schnell verfahren oder in ein Lawinengebiet geraten und bringt sich damit unnötig in Gefahr. Es gibt spezielle Online-Magazine wie zum Beispiel das Powder Magazin oder auch Apps mit detaillierten Infos zu Routen und Schneelagen wie Avanet oder OnTheSnow. Einige Apps, wie zum Beispiel SkiTracks, haben eine Tracking-Funktion für Routen, die sich automatisch und für alle App-Nutzer sichtbar hochladen und mit denen man auch Backcountry-Routen sehr genau nachvollziehen kann. Natürlich gibt es auch klassische Faltkarten aus Papier wie etwa die Freeride Map.

Vor Ausflügen den Skitag genau planen und Dritte über die geplante Route informieren.

Wer sich nicht auskennt oder sich nicht auf Karten oder Apps verlassen möchte, kann einen lokalen Skiführer buchen. Diese sind orts- und lawinenkundig und wissen genau, welche Gebiete sich am besten fürs Tiefschneefahren eignen. Immer mehr Skigebiete bieten auch spezielle Freeriding-Kurse an.

Sich vorab über die Lawinenlage informieren

Bevor es losgeht, sollte immer der Lawinenlagebericht geprüft werden. Dafür eignet sich die Internetseite www.avalanches.org sehr gut. Hier finden sich Links zu allen europäischen Lawinenwarndiensten.

Worauf sollte man aber beim Lawinenwarndienst achten? Wichtige Fragen sind: Welche Warnstufen sind wo ausgerufen? Welche Gefahrenstellen sind zu vermeiden? Damit minimiert man sein eigenes Risiko. Denn gerade wer im Gelände Ski fährt, kann schneller in ein Lawinengebiet geraten. Auch das Tiefschneefahren selbst kann Lawinen auslösen.

Lawinen stellen eine ernst zu nehmende Gefahr für Freerider dar. Das Checken des Lawinenlageberichts ist ein absolutes Muss.

Die Abstufung der europäischen Lawinenskala unterteilt sich folgendermaßen:

  • Stufe 1 – geringDie Auslösung von Lawinen entsteht nur bei großer Belastung (wenn Gruppen zu nah nebeneinander gehen). Es sind spontan nur Rutsche und kleine Lawinen möglich.
  • Stufe 2 – mäßigLawinenauslösung vor allem bei großer Zusatzbelastung möglich. Größere spontane Lawinen sind jedoch nicht zu erwarten.
  • Stufe 3 – erheblichEine Auslösung kann schon bei geringer Zusatzbelastung, also auch durch eine einzelne Person entstehen. Spontan sind mittlere, aber auch vereinzelt große Lawinen möglich. Beim Fahren kann es zu kritischen Situationen kommen. Erfahrung ist daher ein Muss. Freerider sollten steile Hänge meiden und auch im flachen Gelände sehr vorsichtig sein.
  • Stufe 4 – großSchon eine geringe Zusatzbelastung kann eine Auslösung verursachen: Viele mittlere und große Lawinen sind spontan möglich. Nur dann abseits der Pisten fahren, wenn große Erfahrung in der Lawinenkunde besteht und sich dabei auf mäßig steiles Gelände beschränken. Andernfalls nicht fahren!
  • Stufe 5 – sehr großViele große Lawinen sind spontan möglich, auch in mäßig steilen Lagen und sogar im Tal. Freeriding ist nicht möglich!
Täglich sollte die Lawinenwarnstufe überprüft werden.

Man sollte bei der Lawinenskala bedenken, dass bei den einzelnen Stufen die Gefahr nicht proportional steigt: Bei der Warnstufe 1 sind nur 5% der Schneedecke instabil. Bei Stufe 3 sind es bereits 20%. Daher ist es wichtig, dass man die Stufen nicht unterschätzt. Genau das ist eine der größten Gefahren der Lawinenskala. Viele Skifahrer glauben, dass bis Stufe 3 kein hohes Risiko besteht. Tatsächlich sterben aber rund die Hälfte aller Lawinenopfer bei Stufe 3.

Wichtig ist auch: Die Lawinenskala ist kein genauer Lagebericht, sondern eine Prognose. Man sollte daher immer selbst im Gelände die Lage nochmals überprüfen. Hat sich die Lage geändert oder fühlt man sich den Bedingungen nicht gewachsen, sollte man die Fahrt lieber abbrechen.

Neben der Lawinengefahrenlage sollte auch stets das Wetter geprüft werden, um so gefährliche Witterungs- und Sichtbedingungen zu vermeiden.

Lawinensicherheitsausrüstung mitnehmen

Beim Freeriding ist die Lawinenausrüstung ein absolutes Muss. Dazu gehört das Lawinenverschüttetengerät (LVS-Gerät). Dieses hat sowohl eine Sende- als auch eine Suchfunktion. Es können nie beide Funktionen gleichzeitig aktiv sein. Im Sendemodus sendet das Gerät in regelmäßigen Abständen ein Signal aus. Im Suchmodus können andere LVS-Träger im Notfall eine verschüttete Person finden. Deshalb wird auch empfohlen, dass bei großen Gruppen der Abstand der einzelnen Wintersportler nicht zu eng ist, damit nicht alle gleichzeitig von einer Lawine erfasst werden können.

Das LVS-Gerät sollte man immer am Körper und nicht etwa im Rucksack tragen. Denn eine Lawine kann den Rucksack sehr schnell auch sehr weit weg reißen und dann ist man ohne Ortungsmöglichkeit begraben.

Im freien Gelände sollten Wintersportler für den Ernstfall gerüstet sein und das richtige Equipment dabei haben.

Zur Sicherheitsausrüstung gehören ebenfalls eine Lawinenschaufel sowie eine Lawinensonde zur hochpräzisen Ortung von Verschütteten. Bei der Schaufel sollte man nicht beim Material sparen. Plastikschaufeln sind nicht sehr stabil, Schaufeln aus Aluminium sind daher eher zu empfehlen. Ein Erste-Hilfe-Paket sowie ein voll aufgeladenes Handy sollten auch immer mit dabei sein.

Speziell für das Backcountry-Skifahren gibt es auch Airbag-Rucksäcke. Diese blasen sich ähnlich zu den Auto-Airbags auf. Das hat den Vorteil, dass man mehr Volumen um sich herum hat und dadurch schwerer vom Schnee begraben werden kann. Allerdings sind die Airbags mit Preisen um die 700 Euro nicht gerade günstig und man schleppt mehr Gewicht den Berg hoch. Sie bieten andererseits mehr Schutz, wenn man sie nicht als Freischein nimmt, um sich damit in gefährliches Terrain zu begeben.

Die richtige Ausrüstung hilft aber nichts, wenn man nicht weiß, wie man sie benutzen soll. Jeder, der ins Gelände fährt, muss seine Ausrüstung kennen und auch vor der Fahrt sollte immer ein Funktionscheck gemacht werden.

In nordamerikanischen Skigebieten ist die Sicherheitsausrüstung fürs Tiefschneefahren obligatorisch und wird sogar kontrolliert. Jeder, der sich abseits der markierten Pisten begibt, muss zudem beim Pistenbetreiber eine Risikoerklärung unterschreiben, dass er sich auf eigene Gefahr ins Gelände begibt.

Nie alleine fahren

Der nächste Punkt, den jeder Tiefschneefahrer beachten muss, ist, dass man niemals alleine fährt. Abseits von naher Hilfe kann schon eine kaputte Ausrüstung oder ein umgeknickter Knöchel Lebensgefahr bedeuteten. Wer alleine fährt, begibt sich in Lebensgefahr.

Wintersportler, die im freien Gelände ihre Schwünge ziehen, sollten sich niemals allein ins Freeride-Abenteuer stürzen.

Wer noch keine Tiefschneeerfahrung hat, sollte einen Lawinenkurs machen. Diese werden in fast allen Skigebieten angeboten und bieten eine wichtige Grundlage, um sicher im Gelände zu fahren. Dieser sollte auch hin und wieder, am besten jedes Jahr, aufgefrischt werden.

Neben dem Lawinensicherheits-Kit ist auch eine spezielle Sicherheitsausrüstung wichtig. Dazu gehören ein Helm, eine Brille, die nicht beschlägt, Protektoren sowie atmungsaktive Winterkleidung. Wer ganz puristisch ist und aus eigener Kraft den Berg hochgehen möchte, sollte Felle unter den Ski haben. Das verhindert beim Bergsteigen das Rutschen nach hinten. Wer möchte, kann auch höhenverstellbare Skistöcke verwenden, die das Hochsteigen erleichtern.

Per Lift, Helikopter oder mit den eigenen Ski: So kommt man sicher ins Tiefschneegebiet und zurück

Bevor es losgeht, sollte man sowohl den Hin- als auch den Rückweg organisieren.

Zur Off-Piste kann man, je nach Route, oft ganz einfach per Lift gelangen. Diese binden die abseitigen Tiefschnee-Routen an die präparierten Pisten an. Dann fährt man einfach zurück ins Tal und ist wieder im kontrollierten Gebiet.

Andere Routen erreicht man mit dem Auto. Von hier aus geht es dann entweder per Lift oder auch zu Fuß den Berg hoch. Hier gilt es, sich Koordinaten und Routen vorher sehr genau anzuschauen, um so wieder am Ausgangspunkt anzukommen.

Für einige Abfahrten müssen Wintersportler die Skier auch für den Weg bergauf anschnallen.

In einigen Skigebieten kann man auch mehrtägige Touren auf Off-Pisten machen. Dabei bieten Skihütten unterwegs Rastmöglichkeiten. Wer so lange und so weit ab der markierten Pisten ist, sollte am besten einen Kompass, ein Navigationsgerät sowie eine Papierkarte mitnehmen und stets der Route folgen, um so wieder sicher unten anzukommen.

Vor allem in den Skigebieten in den USA ist Heliskiing sehr beliebt. Dabei lassen sich Wintersportler per Helikopter auf den Gipfel bringen und fahren von dort wieder herunter. Doch auch im Alpenraum wird dies populärer. Wichtig ist, dass man sich dabei an die behördlich zugelassenen Gebiete für das Heliskiing hält, da man sonst großen Schaden in der Natur anrichten kann oder auch in viel zu gefährliche Gebiete gerät.

Heliskiing: Ein Erlebnis der ganz besonderen Art.

Einige Wintersportler nutzen außerdem Schneemobile, um bequemer zu den Off-Pisten zu gelangen. Diese haben zwar ihren Preis, wenn aber jemand mitfährt, ist das ein zusätzlicher Schutz bei Gefahrensituationen und der Fahrer kann ebenfalls helfen, den Weg bergab zu navigieren. Es gibt sogar erste Entwicklungen autonomer Schneemobile, die im Notfall zum Beispiel automatisch den Rettungsdienst alarmieren können.

Beim Tiefschneefahren geht es vor allem um die Balance

Ist man einmal auf dem Gipfel und im Gelände, geht es ans Fahren. Das Fahren im Tiefschnee ist dabei anders als auf den typischen Pisten. Der leichte Pulverschnee sorgt dafür, dass man tiefer in den Schnee sinkt. Deshalb braucht man eine besondere Fahrtechnik, um gut durch den Pulverschnee zu kommen. Das Tiefschneefahren zeichnet sich durch eine sehr aktive Hoch-Tief-Bewegung aus. Dabei federt man die Knie stark und schafft so den nötigen Auftrieb, um in dem tiefen Schnee gut vorwärts zu kommen.

Experten empfehlen ebenfalls eine schmalere Beinstellung. Damit ist gemeint, dass man die Ski eng zusammenstellt, um so eine größere Fläche zu schaffen. Das verschafft ebenfalls mehr Auftrieb. Die fürs Gelände gedachten Ski sind daher breiter als übliche Carving-Ski.

Eng zusammengestellte Skier erzeugen mehr Auftrieb und erleichtern das Skifahren im Powder.

Ein weiterer Tipp ist, den Oberkörper so stabil wie möglich zu halten und nur minimal zu bewegen. Damit kann man sein Gleichgewicht besser halten und fällt nicht so schnell um. Dazu macht man kleine Bewegungen mit den Handgelenken. Denn wer auslaufende Armbewegungen macht, wird zwangsläufig den Oberkörper mitdrehen und riskiert so, schneller das Gleichgewicht zu verlieren.

Diese Technik muss man ein wenig üben. Für Tiefschnee-Anfänger empfiehlt es sich daher, auf flacherem bis mittelsteilem Gelände zu beginnen. Ideale Schneehöhen sind etwa 10 bis 20 Zentimeter frischer Pulverschnee, damit man nicht so tief einsinkt.

So reagiert man beim Tiefschneefahren im Notfall

Da im freien Skiraum das Unfallrisiko höher ist, sollte man nicht nur auf die Fahrtechnik achten. Es ist auch wichtig zu wissen, wie man sich in bestimmten Situationen zu verhalten hat.

Verlust eines Mitfahrers

Generell gilt, dass man das Fahren auf nicht-präparierten Pisten nie alleine unternimmt. Kleine Gruppen sind für solche Fahrten ideal. Doch was passiert, wenn man eine Person verliert? Wenn der Mitfahrer nicht auf Rufe reagiert, kommt das LVS-Gerät zum Einsatz. Dieses wird auf die Suchfunktion umgestellt, um so den verlorenen Mitfahrer schnellstmöglich orten zu können. Hat man ein Signal, aber sieht die Person nicht, hilft die Lawinensonde für eine genaue Ortung. Ist man nicht in der Lage, die verlorene Person zu finden, sollte man umgehend den Bergrettungsdienst verständigen.

Verlieren Freerider einen Mitfahrer, muss unbedingt umgehend die Bergwacht kontaktiert werden.

Stecken bleiben im Schnee

Tiefschnee ist ein Traum für jeden Wintersportler, doch er hat auch eine große Tücke: Man bleibt schnell stecken. Gerade Freeriding-Anfängern, die sich noch nicht so sicher im Tiefschnee bewegen, passiert dies öfter. Das Problem dabei ist: Man kommt von alleine nicht mehr hoch, sondern versinkt tiefer in den Schnee, wenn man sich mit den Händen aufstützt. Der Trick ist, nicht die Hände zum Herausschaufeln zu nutzen, sondern sich mit den Stöcken hochzustemmen. Es hilft auch, wenn man sich erst auf die Seite rollt, den Rucksack in den Schnee legt und sich darauf abstützt, um wieder hochzukommen.

Baum im Weg

Wintersportler die auf den Off-Pisten fahren, lieben die ungezähmten Pisten. Darin lauern aber auch Gefahren. So kann es durchaus passieren, dass man mal in einen Baum fährt. Das ist bei hohen Geschwindigkeiten gefährlich, da man sich dadurch schnell verletzen kann. Wenn einem Mitfahrer dies passiert und er schwer verletzt ist, sollte man die Bergrettung rufen. Kann die Person sich noch bewegen und man ist nicht zu weit weg vom Tal oder dem Lift, begibt man sich vorsichtig dorthin.

Die wichtigste Sicherheitsmaßnahme ist jedoch: Bäume sollten nur dann Teil der Route sein, wenn man auf engstem Raum sicher und kontrolliert fahren kann.

Eine Kollision mit einem Baum kann äußerst schmerzhaft und gefährlich sein. Könner haben jedoch eine Menge Spaß beim gekonnten Umfahren der Bäume.

Versteckte Tree-Wells

Bäume bergen aber noch eine weitere Gefahr, die sogenannten „Tree-Wells”. Dabei hat sich eine sehr tiefe Einbuchtung um einen Baum gebildet, der Schnee verdeckt diese jedoch. Wer hineinfährt, stürzt tief, ist von Schnee begraben und damit in ernsthafter Gefahr. Der erste Schritt ist daher, ruhig zu bleiben. Jede abrupte Bewegung führt nur dazu, dass man noch tiefer fällt. Sobald es geht, sollte man seine Arme um den Stamm legen, um sich so vor tieferem Fallen zu schützen. Da man praktisch im Schnee begraben ist, muss man nach Lufttaschen suchen, um so lange wie möglich mit der Luft auszukommen. Danach ist es eine persönliche Entscheidungsfrage, ob man auf Hilfe wartet, oder versucht sich am Stamm hochzuziehen. Dies erfolgt nur langsam und mit kleinen Bewegungen, da man ansonsten noch mehr Schnee auf sich schüttet. Hat man es schließlich heraus geschafft, bringt man sich weit weg vom Tree-Well in Sicherheit. Danach ist meist jede Kraft aufgebracht und eine Abfahrt auf eigene Faust sollte nicht mehr angegangen werden. Spätestens jetzt ist der Rettungsdienst zu alarmieren, um so schnell wie möglich wieder von der Piste zu kommen.

Widrige Wetterverhältnisse

Die Natur im Gelände ist oft unberechenbar. Wetterumschwünge passieren schnell und können auch gefährlich werden. Daher ist stets im Vorfeld der Wetterbericht sehr genau zu prüfen und zu wissen, wie man sich bei starkem Wind, einem Whiteout oder plötzlichem Schneefall verhalten sollte.

Das alles zeigt: Sehr gute Vorbereitung auf alle Eventualitäten, Geländekenntnis und Vorsicht sind beim Fahren abseits der markierten Pisten unerlässlich. Nur wer weiß, was ihn im Gelände erwarten kann und sich entsprechend vorbereitet, ist sicher unterwegs und kann so das unvergleichliche Erlebnis des Skifahrens im Tiefschnee in vollen Zügen genießen.

FAQs zum Backcountry-Fahren

Warum ist das Fahren abseits der präparierten Pisten so beliebt?

Das Fahren in „freier Wildbahn“ vermittelt ein Gefühl von Unabhängigkeit und Freiheit. Man fühlt sich näher mit der Natur verbunden. Darüber hinaus findet sich hier besonders häufig der von Skifahrern bevorzugte Pulver- oder Tiefschnee.

Was ist Freeriding?

Freeriding könnte man ganz vereinfacht als das Fahren abseits der präparierten Pisten bezeichnen. Der Begriff bedeutet für viele Wintersportler aber viel mehr, sie bezeichnen das Freeriding als Lebensstil.

Darf man überall abseits der präparierten Pisten fahren?

Nein! Es gibt gesperrte und verbotene Pisten. Diese dürfen auch fürs Freeriding nicht betreten werden.

Können auch Anfänger im Gelände fahren?

Das Fahren im Gelände ist risikoreich und kann eine große Herausforderung für die körperlichen und technischen Fähigkeiten eines Skifahrers darstellen. Für Anfänger empfiehlt sich das Freeriding daher nicht. Wer das Freeriding lernen möchte, kann aber einen speziellen Kurs für das Fahren im Gelände absolvieren und seine ersten Touren mit Skiführern begehen.

Welche Ausrüstung ist beim Fahren im Tiefschnee wichtig?

Absolut unerlässlich ist eine Lawinensicherheitsausrüstung, die aus einem LVS-Gerät, einer Sonde und einer Schaufel besteht. Dazu empfehlen sich ein Kompass, ein Navigationsgerät, ein Helm, eine Skibrille und Protektoren. Wer den Berg mit den Ski besteigt, sollte ein Skifell um seine Ski legen, um beim Hinaufsteigen nicht auszurutschen.

Wie bereitet man sich auf einen Tag auf der Off-Piste am besten vor?

Gute Vorbereitung ist das A und O. Man sollte vorab die Route sehr gut kennen und den Lawinenlagebericht prüfen. Auch die Wetterlage ist stets zu prüfen. Die Ausrüstung sowie die Sicherheitsausrüstung muss kurz gecheckt werden und man sollte nochmals alle Sicherheitsmaßnahmen für Risikosituationen durchgehen.

Wie fährt man im Tiefschnee?

Die Herausforderung beim weichen Tiefschnee ist, nicht darin zu versacken. Dazu muss man das Gleichgewicht gut halten. Deshalb sollte man den Oberkörper so stabil wie möglich halten. Darüber hinaus braucht man viel Auftrieb, um sich bei der Fahrt aus dem Schnee herausheben zu können. Das erreicht man über eine aktive Hoch-Tief-Bewegung und eine enge Beinstellung der Ski.

Braucht man eine spezielle Skiausrüstung fürs Freeriding?

Neben Helm, Skibrille, Protektoren und atmungsaktiver Kleidung gibt es aufgrund der Beliebtheit des Freeridings auch eine spezielle Ausrüstung dafür. Dazu gehören die breiteren Carving-Ski, höhenverstellbare Stöcke oder Airbag-Rucksäcke. Das ist zu empfehlen, wenn man sehr häufig abseits der präparierten Pisten fährt. Doch grundsätzlich kann jeder auch mit alpiner Skiausrüstung auf Off-Pisten fahren.

Welche Gefahren gibt es im freien Skiraum?

Da die Pisten im freien Skiraum weder markiert noch präpariert oder kontrolliert sind, sind alpine Gefahren zu erwarten. Dazu gehören Hindernisse wie Bäume oder Felsen sowie widrige Wetter- und Sichtbedingungen, die das Fahren erschweren. Die häufigste Gefahr für Anfänger ist, in den Tiefschnee zu fallen. All dies weiß man in der Regel aber, wenn man sich ins Gelände begibt. Die größte Gefahr von allen ist daher, unvorbereitet und leichtsinnig zu sein.

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