Val Cenis – Das tun Skigebiete für nachhaltigen Wintersport

24. März 2024 - SnowTrex

In einer Welt, die sich rasant verändert und in der Klimawandel auch in den Alpen seine Spuren hinterlässt, stehen Skigebiete vor großen Herausforderungen der Nachhaltigkeit. Daher haben viele von ihnen teilweise schon vor Jahrzehnten begonnen, in umweltfreundliche Infrastrukturen, erneuerbare Energiequellen und Naturschutzmaßnahmen zu investieren. Doch wie sehen diese Bemühungen konkret aus? SnowTrex wirft dazu heute einen Blick nach Val Cenis in den französischen Alpen.

Die Staumauer des Lac du Mont Cenis, der erneuerbaren Energiequelle der gesamten Region, können Wintersportler vom Skigebiet Val Cenis aus perfekt einsehen.


„Flocon Vert“ als Auszeichnung für Nachhaltigkeit

Das Skigebiet Val Cenis mit seinen 125 Pistenkilometern liegt in den französischen Alpen auf einer Höhe von 1.200 bis 2.800 m zwischen dem Nationalpark Vanoise und der Grenze zu Italien. Die Gemeinde lebt von ihren Traditionen und ihrem jahrhundertealten Kulturerbe und besteht aus fünf Dörfern: Bramans, Sollières-Sardières, Termignon, Lanslebourg und Lanslevillard. Gemeinsam haben sich die Orte schon vor Jahren der Nachhaltigkeit und dem Umweltschutz verschrieben. Dafür erhielt Val Cenis im November 2021 das Umweltlabel „Flocon Vert“ (Grüne Schneeflocke). Einer der Gründe für die Auszeichnung war aus Sicht der Jury auch das fortschrittliche Wassermanagement im Skiort, dessen Herzstück eine 2014 in Betrieb genommene Pflanzenkläranlage ist, die eine natürliche Abwasserreinigung mit Hochgebirgspflanzen ermöglicht.

Neben dem Umwelt- und Naturschutz werden durch das Flocon Vert-Label auch weitere Nachhaltigkeitsinitiativen in Val Cenis gewürdigt. So legen die Verantwortlichen hier etwa besonderen Wert auf die soziale Entwicklung der Jugend. Daher unterstützen die Gemeinde und eine lokale Skischule unter anderem ein Kinderhaus, in dem Kinder im Alter von 3 Monaten bis 12 Jahren betreut werden. Außerdem wird im Ort aktiv Müllvermeidung betrieben, indem Einwegflaschen durch Trinkflaschen ersetzt und wiederverwendbare Glasbehälter verwendet werden. Seit 2020 gibt es zudem einen gewählten Jugendrat, der Projekte für Jugendliche initiiert und umsetzt, darunter Mülltrennung und das Sammeln von Glühbirnen und Batterien.

Val Cenis setzt auf Landwirtschaft und vergünstigte Skipässe

Auch finanziell agiert das Skigebiet Val Cenis im Sinne der Nachhaltigkeit. In Zuge wird etwa die lokale Wirtschaft gefördert und finanziell unterstützt, insbesondere die Bauern, die durch die Diversifizierung der Landwirtschaft gestärkt werden. So helfen etwa neue technische Systeme bei der Bewässerung von Feldern und Äckern. Ebenso haben die Landwirte selbst einen Verein zur Produktion von lokalem Futter und zur Optimierung von dessen Produktion gegründet. Um den Absatz lokaler Produkte zu fördern, hilft den Bauern auch eine Genossenschaft und die Société d’intérêt collectif agricole (Gemeinnützigen Gesellschaft für Landwirtschaft). Außerdem wurde auch noch eine inklusivere Preispolitik eingeführt, die günstigere Preise für früh gekaufte Skipässe ermöglicht und damit auch Skigäste mit begrenztem Budget anspricht. 

Lifte und Pistenraupe sparen Energie im Skigebiet Val Cenis

Neben der Gemeinde engagiert sich auch das Skigebiet Val Cenis für nachhaltige Entwicklung, Umweltschutz und am Ende eben für einen ökologischen Skitourismus. Dazu gehören umfangreiche Energieeinsparungen, Artenschutz und der Einsatz von 100 Prozent elektrischen Pistenfahrzeugen. Eine Maßnahme, um den Energiebedarf im Winterbetrieb zu reduzieren, ist die, dass in Val Cenis etwa der Stromverbrauch der Lifte mithilfe von Sensoren kontinuierlich an die Besucherzahlen angepasst wird. So fahren die Anlagen in Zeiten geringer Auslastung langsamer, was den Energieverbrauch senkt. Zudem wurde die Gondel Vieux Moulin mit einem innovativen Wärmerückgewinnungssystem ausgestattet.

Als Vorreiter in Frankreich hat Val Cenis außerdem bereits vor den 2020er-Jahren emissionsarmen Treibstoff für seine damit umweltfreundlicheren Pistenraupen getestet und setzt seit der Wintersaison 2022/23 eine rein elektrisch betriebene Pistenraupe ein:

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Artenschutz im ältesten Nationalpark Frankreichs

1963 wurde in Frankreich der erste Nationalpark gegründet, der Parc National de la Vanoise. Und genau inmitten dieses 200.000 Hektar großen Gebietes liegt Val Cenis. Für den Ort selbst bedeutet die Lage in dieser einzigartigen Hochgebirgswelt auch eine Verantwortung, die reiche Artenvielfalt zu erhalten und neben umweltverträglicherem Skifahren zudem auch andere naturnahe Outdoor-Aktivitäten wie Wandern und Bergsteigen anzubieten. Zum Erhalt der lokalen Flora sowie dem Schutz der Alpenfauna arbeitet das Skigebiet eng mit der Verwaltung des Nationalparks Vanoise zusammen. Die Partnerschaft konzentriert sich beispielsweise auf den Schutz des in den Alpen heimischen Birkhuhns. Dafür wurden unter anderem Ruhezonen für die Tiere eingerichtet und optische Warntafeln zur Vermeidung von Vogelschlag an den Kabeln der Seilbahnen angebracht.

100 Prozent Wasserkraft treiben Val Cenis an

Wasserkraft spielt eine zentrale Rolle in der Energieversorgung der Region Haute Maurienne und damit parallel für den Naturschutz in und um das Skigebiet Val Cenis. Als Folge wird hier mittlerweile zu 100 Prozent erneuerbare Energie auch für den Wintersport genutzt, die keinerlei Treibhausgasemissionen verursacht. Der Schlüssel dazu ist der riesige Mont-Cenis-Stausee, auf den Wintersportler vom Skigebiet aus in 2.800 m Höhe einen traumhaften Blick haben und dessen Wasser im knapp 20 km Luftlinie entfernten Wasserkraftwerk Villarodin zur Stromerzeugung genutzt wird. Der Stausee ist mit einem Volumen von 320 Millionen Kubikmetern bis heute der größte Steinschüttdamm Frankreichs. Er wurde von 1962 bis 1969 gebaut und liegt an der Grenze zu Italien. Deshalb wird die Staumauer bis heute von einem französischen und einem italienischen Techniker im Duo gewartet.

Neben dem Mont-Cenis-Stausee gibt es in der Region noch weitere Seen, die die Wasserkraftwerke von Aussois, Avrieux, Villarodin und Bissorte speisen. Diese Kraftwerke produzieren jährlich das Doppelte des Strombedarfs des gesamten Departements Savoie. Alle Kraftwerke sind dabei über ein Druckrohrleitungsnetz miteinander verbunden, das eine flexible Wasser- und Energieverteilung ermöglicht. Der Stausee auf der anderen Seite des Skigebietes von Val Cenis ist zudem Teil eines Landschaftsverbesserungsprogramms, das unter anderem der Wiedervernässung von Almen dient. Und das ist noch nicht alles, denn am Ende wird das Wasser aus der Region auch für die Beschneiung der Pisten in den lokalen Skigebieten genutzt, was wiederum die Energieeffizienz des Wintersports in Val Cenis erhöht.

FAQ zu Nachhaltigkeit im Wintersport in Val Cenis

Was bedeutet das Umweltlabel „Flocon Vert“ für das Skigebiet Val Cenis?

Seit Beginn der 2020er-Jahre hat sich Val Cenis dem Umweltlabel „Flocon Vert“ verschrieben, welches für nachhaltige Entwicklung und Umweltschutz steht. Dieses Label wurde dem Ort verliehen, um die Bemühungen für Nachhaltigkeit und Umweltschutz in Val Cenis selbst sowie im Skigebiet zu honorieren.

Wie trägt Val Cenis zum Umweltschutz bei?

Val Cenis setzt unter anderem auf fortschrittliches Wassermanagement mit einer Pflanzenkläranlage, die seit 2014 eine natürliche Abwasserbehandlung ermöglicht. Zudem engagiert sich das Skigebiet für den Schutz der lokalen Fauna und Flora in Partnerschaft mit dem Nationalpark Vanoise.

Welche Maßnahmen zur Energieeinsparung werden in Val Cenis umgesetzt?

In Val Cenis wird der Energieverbrauch der Skilifte anhand der aktuellen Gästezahlen optimiert. Das heißt, dass die Lifte in Zeiten geringerer Auslastung langsamer fahren, um Energie zu sparen. Weiterhin hat das Skigebiet schon seit einigen Jahren eine 100 Prozent elektrische Pistenraupe im Einsatz, um den Verbrauch fossiler Brennstoffe und Treibhausgasemissionen zu reduzieren.

Wie nutzt Val Cenis Wasserkraft zur Energieversorgung?

Val Cenis setzt zu 100 Prozent auf erneuerbare Energie, die keine Treibhausgasemissionen verursacht. Der Schlüssel ist dabei der Mont-Cenis-Stausee, mit dessen Wasser im Wasserkraftwerk Villarodin Strom erzeugt wird. In der gesamten Region ist der Staudamm ein zentrales Element für die Energieerzeugung und versorgt unter anderem die Skilifte sowie die Beschneiungsanlagen in Val Cenis mit erneuerbarer Energie.

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