Grasski: Skifahren auf der Wiese

13. Juni 2018 - SnowTrex

Als Josef Kaiser aus Deutschland im Jahr 1960 die Idee hatte, dass man doch auch im Sommer auf speziellen Brettern Skifahren könnte, war der Grundstein des Grasskifahrens gelegt. Der Sommersport fand in den Folgejahren so großen Anklang, dass mittlerweile sogar Weltmeisterschaften, Weltcuprennen und nationale Wettbewerbe im Grasski ausgetragen werden. Doch was macht Grasskifahren überhaupt aus? SnowTrex kennt die Details.

Vieles erinnert beim Grasskifahren ans alpine Skifahren. Entscheidender Unterschied: Kein Schnee!

So sehen Grasski aus

Grasski sind 60 bis 100 cm lang und etwa 12 cm hoch. Im Unterschied zu alpinen Ski sind sie dementsprechend kein relativ flaches Brett, sondern bestehen jeweils aus zwei Rollen, die über eine Achse miteinander verbunden sind. Über den Rollen läuft der sogenannte Belag, der aus einem Gurt mit Gleitelementen besteht. Eben ganz ähnlich wie bei einem Kettenfahrzeug, nur in Miniaturausgabe. Vorn und hinten sind die Skier etwas nach oben gebogen. Die Bügelbindung auf dem Grasski ähnelt der Konstruktion, wie man sie von Big-Foot-Skiern kennt. Auf diesen Konstruktionen bringen es Grasskifahrer bei ihren Abfahrten auf bis zu 90 oder 100 km/h. Die Skischuhe sind wiederum die gleichen, die man aus dem alpinen Skisport kennt. Gepflegt werden Grasski, indem man sie ordentlich reinigt und gelegentlich ölt.

Grasski-Rennläufer in vollem Einsatz.

Die Technik beim Grasski fahren

Grasski fährt man – wie es der Name schon sagt – auf Gras beziehungsweise einer gemähten Wiese. Seit mehr als 20 Jahren ist der Sport in den Internationalen Skiverband (FIS) integriert, über den auch die Regeln für die Wettkämpfe bestimmt werden. Grundsätzlich werden hier dieselben Disziplinen unterschieden wie im alpinen Skisport: Slalom, Riesenslalom, Super G, Abfahrt und Parallelwettbewerbe.

Die Technik und die Schwünge sind mit denen der alpinen Skifahrer identisch. Aufgrund des fehlenden Schnees kann allerdings kein Pflug gefahren oder seitwärts gerutscht werden. Somit ähnelt Grasskifahren sehr dem Carven.

Beim Skifahren gilt: Früh übt sich, was ein Meister werden will. Auch auf Gras.

Grasski-Anlagen

Da beim Grasskifahren nicht wie beim alpinen Skisport abgebremst werden kann, sind die Hänge in der Regel deutlich flacher. Um zum Stillstand zu kommen, müssen Grasskifahrer in einer Kurve abschwingen und letztlich ausrollen. Abruptes Bremsen ist unmöglich. Aus Sicherheitsgründen empfehlen sich daher unbedingt ein Skihelm, Handschuhe sowie eine Skibrille.

Grundsätzlich kann überall dort gefahren werden, wo es grasbewachsene Hänge gibt. So gibt es zum Beispiel in Hamburg und Berlin Grasskirennen. Besonders vorteilhaft für die Athleten ist wie beim alpinen Skisport natürlich ein Skilift, der auch im Sommer betrieben werden kann. Alternativ werden mitunter auch transportable Babylifte aufgestellt. Wer auf dem flachen Land wohnt und trotzdem gerne Skifahren möchte, kann sich auch einen Kiteschirm vor die Grasski spannen.

Grasski-Wettkämpfe steigen an eher flachen Hängen, da die Sportler mehr Auslauf zum Bremsen brauchen.

Grasski-Saison

Die Saison dauert für Grasskifahrer von Ende April bis Ende September. Ursprünglich waren Grasski somit auch als Sommertrainingsgerät für Wintersportler angedacht. Sie sollten mit Grasski auch den Sommer über fit bleiben und ihre Technik weiter verfeinern können. Doch dieser Gedanke konnte sich nicht durchsetzen. Was entstand, war eine Sommer-Sportart mit eigens darauf spezialisierten Athleten und Hobby-Sportlern.

Liftfahren mit Grasski.

Die Wettkämpfe im Grasski

1971 fand erstmals ein Europacup im Grasski statt, 1976 dann Europameisterschaften. 1979 kamen alle 2 Jahre die Weltmeisterschaften (seit 1990 zusätzlich Junioren-Weltmeisterschaften) hinzu und der Europacup wurde schließlich 2000 durch den Weltcup abgelöst. Heute gibt es auch eine 5-teilige Rennserie, den Deutschlandpokal, die den deutschen Meisterschaften gleichkommt. 1976 erhielt der Grasski-Sport sogar ein eigenes Referat im Deutschen Skiverband (DSV), 1985 zog der Internationale Skiverband FIS nach.

FIS Grasski Worldcup 2014 Kaprun.

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4 Fragen an einen Profi-Grasskifahrer

Michael Bernshausen war 15 Jahre lang Grasskifahrer und dreht heute mit seiner Firma midiafilm nicht nur Grasski-Videos, sondern vor allem auch Skifilme mit Top-Freeridern wie Roman Rohrmoser, Felix Wiemers und Sebastian Hannemann. Wir haben ihm einige Fragen zum Grasskifahren gestellt.

Wie kommt man überhaupt zum Grasski fahren? Sind die meisten Grasskifahrer auch Skifahrer?

Ich habe es damals mit 12 Jahren unbedingt einmal ausprobieren wollen. Meine beiden älteren Brüder sind früher auch schon gefahren und daher habe ich den Sport schon sehr früh ständig vor Augen gehabt. Als Grasskifahrer hat man auf jeden Fall gewisse skifahrerische Vorkenntnisse. Bestimmt gibt es da Ausnahmen, aber die meisten haben schon Erfahrungen im alpinen Rennsport oder im jährlichen Winterskiurlaub gesammelt.

Was macht für Sie den Reiz dieser Sportart aus?

Skirennen zu fahren hat für mich den meisten Reiz ausgemacht. Der Winter bei uns ist nicht immer optimal eingeschlagen und die Wege in die Alpen waren auf Dauer sehr weit. Man hat so die Möglichkeit, das ganze Jahr auf Skiern zu stehen. Grasskifahren ist schließlich auf fast jeder gemähten Wiese mit etwas Gefälle möglich. Ich fand es außerdem immer schön, dass es generell ein nettes und familiäres Miteinander in der kleinen Grasski-Familie gibt.

Was ist es für ein Gefühl, auf Grasskiern den Berg hinunter zu fahren?

Kurz gesagt: Genau so wie es auch beim Skifahren ist, mit Geschwindigkeit einen Hang runter fahren. Nur mit dem Unterschied, dass es nicht kalt sondern warm ist. Zudem spürt man beim Fahren jede Unebenheit und Veränderung des Geländes – zum Beispiel bei unterschiedliche Witterungsverhältnissen und Variationen von weicher Wiese bis hin zu harter Autobahn.

Auch Stürze bleiben beim Grasski leider nicht aus.

Die beiden Sportarten Skifahren und Grasskifahren sind sich aber sonst von der Technik und den Bewegungsabläufen her sehr ähnlich. Beim Grasski versucht man ebenso wie im Schnee auf die Kante zu kommen, um eine Kurve zu fahren. Wir können nur nicht rutschen bzw. Rutschen ist nicht wirklich hilfreich. Heißt im Gegenzug auch, dass wir jeden Schwung ausfahren müssen – auch zum Bremsen.

Hat man nicht eine wahnsinnige Angst, wenn man nicht einfach schnell bremsen kann?

Angst würde ich es nicht nennen. Vielleicht ein bewusster Respekt. Man sollte einfach für manche Situationen einen Plan B haben. Es kommt auch immer auf den Hang an. Man fährt ja nicht kopflos den Berg runter, sondern dir ist bewusst: Irgendwann muss ich stehen bleiben. Es gibt aber auch Hänge, auf denen das Bremsen nicht sehr schwer fällt. Wenn genug Auslaufzonen vorhanden sind, dann kann man unbeschwert Gas geben.

Unser Fazit: Wer zum Saisonende im Winter das Skifahren nicht aufgeben möchte, der sollte Grasskifahren einmal ausprobieren. Ansonsten gibt es in Europa auch einige Skigebiete, in denen Skifahren auch im Sommer möglich ist.

FAQs zum Grasski fahren

Was sind Grasski?

Grasski sind spezielle Ski, mit denen man auf Wiese und somit im Sommer fahren kann.

Wie sehen Grasski aus?

Grasski sind zwischen 60 und 100 cm lang. Im Unterschied zu alpinen Ski sind sie zudem nicht flach, sondern etwa 12 cm hoch. Dies liegt daran, dass sie aus Rollen bestehen, über die wiederum ein Gurt mit Gleitelementen liegt. Sie ähnelt einem Kettenfahrzeug, sind aber eben deutlich kleiner.

Wie fährt man Grasski?

Die Technik beim Grasskifahren ist der Technik beim alpinen Skifahren sehr ähnlich. Nicht möglich sind angesichts des fehlenden Schnees allerdings Pflug fahren und seitwärts Rutschen.

Wo kann man Grasski fahren?

Vor allem in Österreich gibt es mehrere Anlagen, um Grasski zu fahren, so zum Beispiel in Aschau im Zillertal, in Zell am See-Kaprun oder in Schwarzenbach.

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